Die Entwicklung der HPV-Impfung zum Schutz vor Krebs, die gegen große Widerstände aus der Fachwelt, Politik und Gesellschaft vorangetrieben wurde, ist letztlich zum Glück eine Erfolgsgeschichte geworden. Wer weiß, vielleicht wird es irgendwann sogar ein entsprechendes BioPic, also einen Kinofilm über die Biografie des Entwicklers geben? Erste bevölkerungsbasierte Studien zeigen nun jedenfalls ganz klar: Prof. zur Hausen hatte Recht! Durch eine HPV-Impfung lässt sich wirklich das Krebsrisiko drastisch senken!
Humane Papillomaviren (HPV) sind die Ursache vieler Krebserkrankungen. Diese Erkenntnis verdanken wir der Hartnäckigkeit von Prof. zur Hausen, der unbeirrbar einen Großteil seiner wiss. Karriere damit verbracht hat, diese These zu belegen [3]. Heute wissen wir: nahezu alle Fälle von Gebärmutterhalskrebs, aber auch andere Ano-genitale Karzinome, etwa das Analkarzinom oder Penis-Karzinom, sowie Kopf-Hals-Tumore hängen ursächlich mit einer HPV-Infektion zusammen [6, 8].
Die Schlussfolgerung war letztlich naheliegend, dass durch eine Impfung gegen HPV sich demnach auch die Inzidenz verschiedener Krebserkrankungen reduzieren lässt. Bislang fehlten aber endgültige wissenschaftliche Belege dafür – dies war einfach der bislang noch zu kurzen Nachbeobachtungszeit seit Einführung der Impfung geschuldet.
Der letztlich offiziell noch unbewiesene Nutzen diente aber Impfgegnern als willkommenes Einfallstor für ihre zum Teil sehr aggressive Anti-Impf-Rhetorik. Darüber hinaus wurden diverse Gerüchte gestreut über angebliche Nebenwirkungen und sogar Todesfälle, die jedoch einer genaueren Überprüfung nicht standhalten. So wurde von Impfgegnern beispielsweise tragische Todesfälle durch Verkehrsunfälle und Suizide instrumentalisiert und fälschlicher Weise einer evtl. einige Wochen zuvor erfolgten Impfung zugeschrieben [1]. Festzuhalten bleibt: die HPV-Impfung ist überaus sicher. Trotz mittlerweile mehreren Millionen Impfungen, die weltweit durchgeführt wurden, kam es nur zu vergleichsweise wenigen, meist harmlos verlaufenden Impfreaktionen und ‑Komplikationen. Diese werden gewissenhaft untersucht, dokumentiert und transparent aufgearbeitet.
In den vergangenen Jahren konnten bereits mehrere Studien immerhin zeigen, dass durch die HPV-Impfung das Vorkommen von Papilloma-Viren deutlich reduziert werden konnte und dass dadurch auch auffällige Befunde zum Beispiel in gynäkologischen Abstrichen, aber auch Warzen und ähnliche durch HPV-hervorgerufene Erkrankungen seltener vorkamen [2, 5, 7].
Aktuell wurde aus Schweden nun eine populationsbasierte Studie vorgelegt, die erstmals direkt den Nutzen der HPV-Impfung hinsichtlich der Inzidenz von Gebärmutterhalskrebs belegt [4]. So konnte insbesondere bei Frauen, die vor ihrem 17. Lebensjahr die HPV-Impfung erhielten eine drastische Senkung des Erkrankungsrisikos für ein Cervixkarzinom um 88% nachgewiesen werden. In Anbetracht der Tatsache, dass es in Schweden auch vor Einführung der Impfung bereits ein ansich gut funktionierendes Gesundheitssystem mit regelmäßigen gynäkologischen Vorsorgeuntersuchungen gab, ist dieser zusätzliche große positive Effekt der Impfung umso beachtenswerter. Viele Kommentatoren gehen daher, weltweit betrachtet – zum Beispiel für Länder, in denen Krebsvorstufen nicht durch andere Maßnahmen frühzeitig erkannt werden können – sogar von einem noch größeren Nutzen der Impfung aus.
Literatur und Quellen:
- 1.apotheke adhoc (2018) Warum die HPV-Impfung kaum einer nutzt . https://www.apotheke-adhoc.de/nachrichten/detail/panorama/warum-die-hpv-impfung-kaum-einer-nutzt-gebaermutterhalskrebs/. Zugegriffen: 02. Oktober 2020
- 2.Drolet M, Bénard É, Boily M‑C et al (2015) Population-level impact and herd effects following human papillomavirus vaccination programmes: a systematic review and meta-analysis. The Lancet Infectious Diseases:565–580. https://doi.org/10.1016/s1473-3099(14)71073–4
- 3.zur Hausen H (2019) Cancers in Humans: A Lifelong Search for Contributions of Infectious Agents, Autobiographic Notes. Annu Rev Virol:1–28. https://doi.org/10.1146/annurev-virology-092818–015907
- 4.Lei J, Ploner A, Elfström KM et al (2020) HPV Vaccination and the Risk of Invasive Cervical Cancer. N Engl J Med:1340–1348. https://doi.org/10.1056/nejmoa1917338
- 5.Lei J, Ploner A, Lehtinen M et al (2020) Impact of HPV vaccination on cervical screening performance: a population-based cohort study. Br J Cancer:155–160. https://doi.org/10.1038/s41416-020‑0850‑6
- 6.Lucas-Roxburgh R, Benschop J, Lockett B et al (2017) The prevalence of human papillomavirus in oropharyngeal cancer in a New Zealand population. PLoS ONE:e0186424. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0186424
- 7.Markowitz LE, Liu G, Hariri S et al (2016) Prevalence of HPV After Introduction of the Vaccination Program in the United States. Pediatrics:e20151968. https://doi.org/10.1542/peds.2015–1968
- 8.de Martel C, Plummer M, Vignat J, Franceschi S (2017) Worldwide burden of cancer attributable to HPV by site, country and HPV type. Int J Cancer:664–670. https://doi.org/10.1002/ijc.30716