HPV Impfung

HPV-Impfung reduziert drastisch das Krebsrisiko

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Die Ent­wick­lung der HPV-Impfung zum Schutz vor Krebs, die gegen gro­ße Wider­stän­de aus der Fach­welt, Poli­tik und Gesell­schaft vor­an­ge­trie­ben wur­de, ist letzt­lich zum Glück eine Erfolgs­ge­schich­te gewor­den. Wer weiß, viel­leicht wird es irgend­wann sogar ein ent­spre­chen­des Bio­Pic, also einen Kino­film über die Bio­gra­fie des Ent­wick­lers geben? Ers­te bevöl­ke­rungs­ba­sier­te Stu­di­en zei­gen nun jeden­falls ganz klar: Prof. zur Hau­sen hat­te Recht! Durch eine HPV-Impfung lässt sich wirk­lich das Krebs­ri­si­ko dras­tisch senken!

Prof. Harald zur Hausen
Prof. Harald zur Hau­sen, der Ent­wick­ler der HPV-Impfung
Foto­graf: Armin Kübel­beck, CC-BY-SA, Wiki­me­dia Commons

Huma­ne Papil­lo­ma­vi­ren (HPV) sind die Ursa­che vie­ler Krebs­er­kran­kun­gen. Die­se Erkennt­nis ver­dan­ken wir der Hart­nä­ckig­keit von Prof. zur Hau­sen, der unbe­irr­bar einen Groß­teil sei­ner wiss. Kar­rie­re damit ver­bracht hat, die­se The­se zu belegen ​[3]​. Heu­te wis­sen wir: nahe­zu alle Fäl­le von Gebär­mut­ter­hals­krebs, aber auch ande­re Ano-genitale Kar­zi­no­me, etwa das Anal­kar­zi­nom oder Penis-Karzinom, sowie Kopf-Hals-Tumore hän­gen ursäch­lich mit einer HPV-Infektion zusammen ​[6, 8]​.

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Elek­tro­nen­mi­kro­sko­pi­sche Auf­nah­me von Papilloma-Viren

Die Schluss­fol­ge­rung war letzt­lich nahe­lie­gend, dass durch eine Imp­fung gegen HPV sich dem­nach auch die Inzi­denz ver­schie­de­ner Krebs­er­kran­kun­gen redu­zie­ren lässt. Bis­lang fehl­ten aber end­gül­ti­ge wis­sen­schaft­li­che Bele­ge dafür – dies war ein­fach der bis­lang noch zu kur­zen Nach­be­ob­ach­tungs­zeit seit Ein­füh­rung der Imp­fung geschul­det.
Der letzt­lich offi­zi­ell noch unbe­wie­se­ne Nut­zen dien­te aber Impf­geg­nern als will­kom­me­nes Ein­falls­tor für ihre zum Teil sehr aggres­si­ve Anti-Impf-Rhetorik. Dar­über hin­aus wur­den diver­se Gerüch­te gestreut über angeb­li­che Neben­wir­kun­gen und sogar Todes­fäl­le, die jedoch einer genaue­ren Über­prü­fung nicht stand­hal­ten. So wur­de von Impf­geg­nern bei­spiels­wei­se tra­gi­sche Todes­fäl­le durch Ver­kehrs­un­fäl­le und Sui­zi­de instru­men­ta­li­siert und fälsch­li­cher Wei­se einer evtl. eini­ge Wochen zuvor erfolg­ten Imp­fung zugeschrieben ​[1]​. Fest­zu­hal­ten bleibt: die HPV-Impfung ist über­aus sicher. Trotz mitt­ler­wei­le meh­re­ren Mil­lio­nen Imp­fun­gen, die welt­weit durch­ge­führt wur­den, kam es nur zu ver­gleichs­wei­se weni­gen, meist harm­los ver­lau­fen­den Impf­re­ak­tio­nen und ‑Kom­pli­ka­tio­nen. Die­se wer­den gewis­sen­haft unter­sucht, doku­men­tiert und trans­pa­rent aufgearbeitet.

Dornwarzen
Auch die weit ver­brei­te­ten Dorn­war­zen wer­den durch HPV verursacht

In den ver­gan­ge­nen Jah­ren konn­ten bereits meh­re­re Stu­di­en immer­hin zei­gen, dass durch die HPV-Impfung das Vor­kom­men von Papilloma-Viren deut­lich redu­ziert wer­den konn­te und dass dadurch auch auf­fäl­li­ge Befun­de zum Bei­spiel in gynä­ko­lo­gi­schen Abstri­chen, aber auch War­zen und ähn­li­che durch HPV-hervorgerufene Erkran­kun­gen sel­te­ner vorkamen ​[2, 5, 7]​.

Aktu­ell wur­de aus Schwe­den nun eine popu­la­ti­ons­ba­sier­te Stu­die vor­ge­legt, die erst­mals direkt den Nut­zen der HPV-Impfung hin­sicht­lich der Inzi­denz von Gebär­mut­ter­hals­krebs belegt ​[4]​. So konn­te ins­be­son­de­re bei Frau­en, die vor ihrem 17. Lebens­jahr die HPV-Impfung erhiel­ten eine dras­ti­sche Sen­kung des Erkran­kungs­ri­si­kos für ein Cer­vix­kar­zi­nom um 88% nach­ge­wie­sen wer­den. In Anbe­tracht der Tat­sa­che, dass es in Schwe­den auch vor Ein­füh­rung der Imp­fung bereits ein ansich gut funk­tio­nie­ren­des Gesund­heits­sys­tem mit regel­mä­ßi­gen gynä­ko­lo­gi­schen Vor­sor­ge­un­ter­su­chun­gen gab, ist die­ser zusätz­li­che gro­ße posi­ti­ve Effekt der Imp­fung umso beach­tens­wer­ter. Vie­le Kom­men­ta­to­ren gehen daher, welt­weit betrach­tet – zum Bei­spiel für Län­der, in denen Krebs­vor­stu­fen nicht durch ande­re Maß­nah­men früh­zei­tig erkannt wer­den kön­nen – sogar von einem noch grö­ße­ren Nut­zen der Imp­fung aus.

Literatur und Quellen:

  1. 1.
  2. 2.
    Dro­let M, Bénard É, Boi­ly M‑C et al (2015) Population-level impact and herd effects fol­lo­wing human papil­lo­ma­vi­rus vac­ci­na­ti­on pro­gram­mes: a sys­te­ma­tic review and meta-analysis. The Lan­cet Infec­tious Diseases:565–580. https://doi.org/10.1016/s1473-3099(14)71073–4
  3. 3.
    zur Hau­sen H (2019) Can­cers in Humans: A Lifel­ong Search for Con­tri­bu­ti­ons of Infec­tious Agents, Auto­bio­gra­phic Notes. Annu Rev Virol:1–28. https://doi.org/10.1146/annurev-virology-092818–015907
  4. 4.
    Lei J, Plo­ner A, Elf­ström KM et al (2020) HPV Vac­ci­na­ti­on and the Risk of Inva­si­ve Cer­vical Can­cer. N Engl J Med:1340–1348. https://​doi​.org/​1​0​.​1​0​5​6​/​n​e​j​m​o​a​1​9​1​7​338
  5. 5.
    Lei J, Plo­ner A, Leht­inen M et al (2020) Impact of HPV vac­ci­na­ti­on on cer­vical scree­ning per­for­mance: a population-based cohort stu­dy. Br J Cancer:155–160. https://doi.org/10.1038/s41416-020‑0850‑6
  6. 6.
    Lucas-Roxburgh R, Ben­schop J, Lockett B et al (2017) The pre­va­lence of human papil­lo­ma­vi­rus in oro­pha­ryn­ge­al can­cer in a New Zea­land popu­la­ti­on. PLoS ONE:e0186424. https://​doi​.org/​1​0​.​1​3​7​1​/​j​o​u​r​n​a​l​.​p​o​n​e​.​0​1​8​6​424
  7. 7.
    Mar­ko­witz LE, Liu G, Hari­ri S et al (2016) Pre­va­lence of HPV After Intro­duc­tion of the Vac­ci­na­ti­on Pro­gram in the United Sta­tes. Pediatrics:e20151968. https://doi.org/10.1542/peds.2015–1968
  8. 8.
    de Mar­tel C, Plum­mer M, Vignat J, Fran­ce­schi S (2017) World­wi­de bur­den of can­cer attri­bu­ta­ble to HPV by site, coun­try and HPV type. Int J Cancer:664–670. https://​doi​.org/​1​0​.​1​0​0​2​/​i​j​c​.​3​0​716

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