Mein Interesse an technischen Spielereien und Elektrobasteleien kann ich bestens ausleben in meiner Begeisterung für immer ausgefeiltere Hausautomationen für unser „Smart Home“ – gleichsam zur Freude und zum Leidwesen der restlichen Familie! Viele Dinge laufen nun sehr komfortabel selbständig, verschiedene Lichtstimmungen lassen sich bequem von der Couch mit einfachen Sprachbefehlen steuern – aber eben nur, wenn alles funktioniert, wie es soll! Wenn ich mal wieder ‚bastle‘ oder wenn Inkompatibilitäten und Softwarebugs auftreten, kann es schon vorkommen, dass sich eine Lampe nicht mehr ein- oder ausschalten lässt – ganz schlecht für den WAF („Wife-Acceptance–Factor“) :-)
Die Anfänge
Wie bei vermutlich Vielen fing es ganz harmlos an: ich bekam zu Weihnachten 2014 ein Starterset Philips Hue Gateway und einer Hue Iris Lampe geschenkt. Diese sorgte seitdem für einen kleinen Farbakzent im Wohnzimmer, weckte aber schnell die Lust auf mehr!
So bereicherten bald mehrere Iris-Lampen und später auch die kompakteren Hue Go Lampen unser Wohnzimmer. Dank der Hue-Smartphone App konnte ich – je nach Stimmung – verschiedenen Farbszenen wählen. Allerdings war ein Störfaktor dabei, dass die „nicht-smarten“ Lampen weiterhin per Schalter bedient werden mussten.
Aus diesem Grund besorgte ich für alle Lampen mit Stecker jeweils eine smarte Steckdose von Osram, um auch diese Lampen in der Hue-App zu bedienen und in den Lichtszenen einbinden zu können. Natürlich stellte sich alsbald die Frage, ob man – außer der Beleuchtung – noch mehr Teile des Haushaltes „smart“ machen könne. So besorgte ich beispielsweise für alle Heizkörper elektrische Thermostate, die aber untereinander nicht vernetzt waren. Weiter gingen die Möglichkeiten in unserer damaligen Mietswohnung nicht.
Altes Haus – neue Technik!
Nachdem wir in 2015 unser jetziges Haus in Britzingen erwerben konnten, wurde natürlich hemmungslos das Smart Home ausgebaut. Da im Altbestand keine ausreichende Möglichkeit zu einer Neuverkabelung vorhanden war, bot sich eine Nachrüstung auf Funkbasis an.
Den Anfang machten Lampen und Leuchtmittel, die sukzessive durch ZigBee Leuchten ersetzt wurden (Hue kompatibel, aber preisgünstiger). Dadurch konnte ich auch die zum Teil schlecht zugänglich platzierten Schalter entweder komplett unnötig machen oder durch neue Funkschalter an besserer Position ergänzen.
HomeMatic CCU3 Zentrale
Von den unzähligen Jalousien im Haus waren bei unserem Einzug nur zwei mit elektrischen Motoren ausgestattet. Deren Steuerung per Knopfdruck habe ich kurzerhand durch smarte Unterputz Funk-Aktoren von Eltako ersetzt. Als Argumente für Eltako TIPP führte der Verkäufer damals eine „echte Zweiwege-Steuerung“ an (die Aktoren melden über das EnOcean Funkprotokoll die jeweilige Position an die Zentrale zurück) und die Möglichkeit, batterielose Schalter zu nutzen. Als Funk- und Automationszentrale diente eine umgebaute HomeMatic CCU3 mit entsprechendem EnOcean Modul und CuxD-Softwarezusatz.
Jalousien, Türkontakte und mehr
Die Räume wurden und werden im Zuge der Renovierung nun nach und nach mit smarten Geräten ausgestattet. Nach schlechten Erfahrungen mit den EnOcean-Geräten (sehr komplizierte Einrichtung) setzte ich hierbei in der Zwischenzeit vor allem auf Homematic bzw. Homematic IP Komponenten.
Smarte Beleuchtung ist inzwischen (fast) im ganzen Haus vorhanden. Bis auf wenige Ausnahmen werden inzwischen alle Jalousien automatisch gesteuert; zur Festlegung der optimalen Lamellenposition und ‑Stellwinkel werden Daten meiner Wetterstation, diverser Temperatur- und Feuchtigkeitsfühler, Luftqualitätsmessgeräte, sowie Tür- und Fensterkontakte ausgewertet. Letztere bilden, zusammen mit Bewegungs- und Präsenzmeldern, ebenso eine rudimentäre Alarmanlage. Zuguter letzt sorgen vernetzte Rauch- und Kohlenmonoxid-Melder in Schlafzimmer, Flur, Treppenhaus und Kinderzimmer für Sicherheit.
Node-Red als visuelle Automations-Programmiersprache
Die Bedienoberfläche der CCU3 ist leider reichlich angestaubt. Die Automatisierung mittels Homematic-Programmen und Scripten würde ich als bestenfalls „frickelig“ bezeichnen. Zum Glück wurde dank eines engagierten Homematic-Nutzers mit dem Software Add-On „RedMatic“ eine moderne, grafische Umgebung zur Hausautomation namens Node-Red mit tausenden von Plugins zum Einbinden verschiedener smarter Gerätschaften zugänglich. In Node-Red habe ich dann auch die meisten der zum Teil sehr komplexen Automationen programmiert. Hier nur einige Beispiele:
- Komplexe Jalousiesteuerung; Diese berücksichtigt u.a. Uhrzeit, Temperatur, Sonnenstand, Wetter und Jahreszeit.
- Präsenz-/bewegungabhängige Lichtsteuerung. Inclusive blendfreies Nachtlicht in Kinderzimmer, Flur und Bad.
- Diverse Sprachmeldungen
- wenn die Waschmaschine oder der Wäschetrockner fertig ist.
- Bei Feueralarm*, Sturm oder Hagelgefahr.
- Überwachung der Kühlschranktür und ‑temperatur; Meldung bei offener Tür oder Ausfall der Kühlung.
- Überwachung meines 3d-Druckers; Meldung bei Fehlern oder Fertigstellung des Drucks *.
- Selbst gebautes „Ambilight“ für den Fernseher, sprachgesteuert
- Smarter Bildschirm für Rezepte und Kochtimer in der Küche. Eines der beliebtesten Geräte!
- Smarte Einkaufsliste, die per Sprachbefehl befüllt werden kann und per Handy abrufbar ist.
- Komplexe Heizungsregelung *; Umwälz-/Zirkulationspumpen und Stellmotoren für die Fußbodenheizung werden je nach Anwesenheit, Wetter und Jahreszeit geregelt.
- Smarte Gartenbewässerung *; je nach Bodenfeuchte und (vorhergesagtem) Niederschlag wird ausreichend bewässert.
*) noch in Aufbau.
Google Home – ein strategischer Fehler!?
In 2016 entbrannte ein Krieg der smarten Sprachassistenten. Den Wettlauf eröffnete Mitte 2016 Google mit der Vorstellung seines smarten Lautsprechers mit eingebautem Sprachassistenten: dem Google Home. Zu kaufen gab es diesen allerdings erst Ende 2016 und zuerst auch nur in den USA. Amazon hingegen machte schon im September 2016 Nägel mit Köpfen und startete weltweit den Verkauf seines Echo-Speakers mit Alexa. Die ersten Bewertungen waren jedoch katastrophal. Die Presse war sich einig: Alexa ist wenig intelligent und unflexibel. Google hingegen wurde in höchsten Tönen gelobt… also setzte ich alle Hebel in Bewegung, um im Dezember 2016 per Selbstimport einen der ersten Google Home Speaker aus Amerika zu ergattern. Seitdem lässt sich mein Smart Home auch mit der Sprache steuern.
Die smarten Google Geräte haben in den letzten Jahren eine bewegte Geschichte hinter sich. Kurz gesagt: es wurde vieles versprochen, aber deutlich weniger gehalten. Insbesondere Nutzer außerhalb der USA blicken bei neuen Funktionen meist ‚in die Röhre‘. Amazon hingegen hat fleißig sein smartes Portfolio ausgebaut und verfeinert.. und kann insbesondere im Smart Home inzwischen massiv punkten.. Als relativ neuer Player ist Apple spät in den Markt eingestiegen, hat mit HomeKit eine sehr solide Basis für vernetzte Smart Home Geräte vorgestellt, die aber natürlich nur mit Apple Produkten wie dem iPhone oder HomePod zu steuern ist.
Die Konkurrenz: Amazon Alexa und Apple Siri
Inzwischen frage ich mich aber: Habe ich mit Google Home eventuell doch auf den falschen Sprachassistenten gesetzt?! Daher habe ich unter anderem den letzten Prime-Day genutzt, um einige Alexa „Echo Dot“ Lautsprecher zu erwerben… und da ich seit einigen Monaten ohnehin ein Firmenhandy von Apple nutzen darf, hat auch Homekit bei uns Einzug gehalten. Bislang gestaltet sich der Umstieg, zugegeben, etwas holprig… Auch deshalb, weil die ganze Familie – selbst unsere Besucher – an das Aktivierungswort „Hey Google“ gewöht sind :-)
Ein neues Kapitel: Apple HomeKit und HomeBridge-Server
HomeKit ist vielleicht der Einstieg in eine schöne neue Smart-Home-Welt. Vorteile sind die Standardisierung – so dass nicht tausende Apps und Zentralen benötigt werden – und die Kompatibilität untereinander, so dass Sensoren und Aktoren verschiedener Hersteller problemlos gemeinsam in Automationen verwendet werden können. Die Nachteile: HomeKit-kompatible Geräte sind meist teurer, als ihre Pendants… und Homekit benötigt zur Automation irgend ein Apple-Produkt, das dauerhaft im Heimnetzwerk angemeldet ist – meist eine AppleTV Box, ein altes iPad oder einen Apple HomePod mini. Letzterer stelte für mich gleichzeitig auch die günstigste Möglichkeit dar, in HomeKit einzusteigen.
Die Einrichtung des HomePods verlief angenehm reibungslos und Siri hat eine sehr natürliche, angenehme Stimme!
Da viele meiner Geräte von Hause aus jedoch nicht HomeKit lizensiert sind, suchte und fand ich mit der Einrichtung eines HomeBridge-Servers eine Möglichkeit, auch nicht-lizensierte Geräte in HomeKit zu integrieren.
Grundsätzlich sind auch Automationen über HomeKit möglich. Allerdings lassen sich damit keine wirklich komplexen Aufgaben programmieren (z.B. mit verschachtelten Bedingungen, Variablen, Rückfragen etc.).
Meine derzeitige Hausautomation (Stand Juli 2021):
Die Zukunft
Derzeit arbeite ich an Plänen für den Außenbereich: Vervollständigung der smarten Gehweg- und Gartenbeleuchtung, automatische Bewässerung, Rasenmäh-Roboter etc..
Möglichkeiten des Sprachdialogs mit unserem Smart Home möchte ich bei Gelegenheit ebenfalls ausloten. Hierzu gibt es beispielsweise Lösungen für Node-Red, die auf die Dialogflow Engine von Google zurück greifen. Die Lernkurve ist allerdings sehr steil und man muß quasi (erneut) eine extra Programmiersprache lernen.