Mit regelmäßigen Darmspiegelungen lässt sich effektiv das Risiko von Darmkrebs senken. Erstmals wurde mit dem GI Genius in den USA ein Gerät zugelassen, das den Untersucher während einer Darmspiegelung mit künstlicher Intelligenz (KI) bei der Erkennung von Darmpolypen und damit potenziellen Krebsvorstufen unterstützt.
Das Gerät ist mit fast allen marktüblichen Endoskopen kompatibel und während der Routine-Endoskopie ständig mit einer Bilderkennung aktiv. Sobald es eine potenziell verdächtige Läsion identifiziert, wird diese auf dem Monitorbild mit einem Rahmen markiert und ein leiser Signalton ist zu hören. Das Gerät selbst stellt somit keine Diagnosen, sondern überlässt die weiteren Konsequenzen (z.B. eine Biopsie) dem fachkundigen Untersucher.
Die zur Zulassung des Gerätes führenden Studie wurde bereits 2020 im Fachblatt „Gastroenterology“ veröffentlicht [2]. Die Autoren konnten zeigen, dass durch den Einsatz der Künstlichen Intelligenz die Quote von identifizierten Läsionen deutlich steigern lässt – waren es in einer konventionellen Weißlicht-Endoskopie 40.4%, so konnten dank der KI 54.8% der zuvor mithilfe einer feingeweblichen Untersuchung bestätigten Läsionen entdeckt werden.
Allerdings wurde die Rate der falsch negativen Treffer – also die Häufigkeit von Fehlalarm – in der Studie nicht erfasst. Die Autoren verweisen diesbezüglich auf eine zuvor in der Zeitschrift „Gut“ veröffentlichte Arbeit [1], in der gezeigt werden konnte, dass die KI nur in etwa 1% der Fälle fälschlicher Weise Alarm geschlagen hat.
Man geht davon aus, dass mit jedem Prozent mehr an Polypen, die man in der Vorsorgekoloskopie entdeckt, das spätere Darmkrebsrisiko um 3% gesenkt werden kann.
Literatur und Quellen:
- 1.Hassan C, Wallace MB, Sharma P et al (2019) New artificial intelligence system: first validation study versus experienced endoscopists for colorectal polyp detection. Gut:799–800. https://doi.org/10.1136/gutjnl-2019–319914
- 2.Repici A, Badalamenti M, Maselli R et al (2020) Efficacy of Real-Time Computer-Aided Detection of Colorectal Neoplasia in a Randomized Trial. Gastroenterology:512–520.e7. https://doi.org/10.1053/j.gastro.2020.04.062