Neuartiger Bluttest könnte bei der Krebs-Früherkennung helfen

Martin Lopez at Pexels.

Ein Ende März 2020 vor­ge­stell­ter Blut­test zeigt in ers­ten Unter­su­chun­gen eine hohe Tref­fer­ra­te bei der Erken­nung von ins­ge­samt 50 unter­schied­li­chen Krebs­ar­ten, wie das Wissenschafts-Portal Med­Scape mel­de­te. Der Test nutzt next-Generation Gen­se­quen­zie­rung und will zum Krebs­nach­weis cha­rak­te­ris­ti­sche Ver­än­de­run­gen (sog. Methy­lie­run­gen) an im Blut zir­ku­lie­ren­den zell­frei­en Erb­infor­ma­tio­nen detektieren.

Ins­ge­samt konn­te in der im Fach­blatt ‚Annals of Onco­lo­gy‘ vor­ge­stell­ten Stu­die eine hohe Test­spe­zi­fi­tät von 99.3% erreicht wer­den; das heißt, die falsch-positiven ‚Tref­fer‘ lagen bei nur 0.7%. Der Test konn­te sogar mit hoher Genau­ig­keit die Gewe­be iden­ti­fi­zie­ren, aus denen der Tumor stamm­te. Ein Co-Autor der Stu­die schluss­fol­ger­te daher, dass ein der­ar­ti­ger Test ein gang­ba­rer Weg für die Früh­erken­nung einer Viel­zahl von Tumo­ren sein könn­te.
Aller­dings lag die Sen­si­ti­vi­tät bei den zwölf häu­figs­ten Krebs­ar­ten nur bei ca. 66% – ins­be­son­de­re in den Früh­sta­di­en schlug der Test nicht an, was ihn – zumin­dest zum der­zei­ti­gen Zeit­punkt – eher unge­eig­net für die Früh­erken­nung macht1.

Exper­ten, die nicht selbst an der Stu­die betei­ligt waren, betrach­ten die Ergeb­nis­se der durch den Test-Hersteller finan­zier­ten Stu­die eher skep­tisch und ver­wei­sen auf den prä­kli­ni­schen Cha­rak­ter der Unter­su­chung. So han­del­te es sich nicht wirk­lich um eine Früherkennungs-Studie – viel­mehr wur­de der Test in der Stu­die vor­wie­gend bei Pati­en­ten ein­ge­setzt, die eine bereits nach­ge­wie­se­ne Krebs­er­kran­kung hat­ten; „dar­über hin­aus bei ein paar tau­send, von denen man dach­te, dass sie krebs­frei sind“ – räumt selbst der Senior-Autor, Dr. Sei­den, gegen­über Med­Scape ein2.

Die­ser von der Fir­ma Grail ent­wi­ckel­te Test ist übri­gens nicht der ein­zi­ge Ansatz, um Krebs aus dem Blut zu dia­gnos­ti­zie­ren. Bereits vor ca. zwei Jah­ren wur­de zum Bei­spiel der Test Can­cer­SEEK vor­ge­stellt, der die acht häu­figs­ten Tumo­ren aus zir­ku­lie­ren­der DNA fest­stel­len möchte.

Es bleibt also abzu­war­ten – alle die­se Ansät­ze sind zum der­zei­ti­gen Ent­wick­lungs­stand noch nicht wirk­lich serienreif!

Quellen und Anmerkungen:

  1. Liu MC, Oxnard GR, et al.: Sen­si­ti­ve and spe­ci­fic multi-cancer detec­tion and loca­liza­ti­on using methy­la­ti­on signa­tures in cell-free DNA. Ann Oncol. 2020 Mar 30. doi: 10.1016/j.annonc.2020.02.011 [Voll­text]
  2. Nelson,R: Blood Test May Detect Mul­ti­ple Can­cer Types: Stu­dy. Med­Scape. 2020 Mar 31 [Link]

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