Mit Hocheifer arbeiten viele Wissenschaftler und Ärzte daran, mehr über die neue Infektionskrankheit COVID-19 zu lernen und hoffentlich bald eine wirksame Behandlung zu entwickeln. Zu Beginn der Pandemie war nur wenig darüber bekannt, für welche Patienten das neue Virus SARS-CoV2 ein besonderes Risiko darstellt. Natürlich hatte man Vermutungen, dass z.B. insbesondere (immungeschwächte) onkologische Patienten gefährdet sein könnten. Diese Vermutungen wurden nun durch Studien leider bestätigt.
Krebspatienten haben tatsächlich im Vergleich zur Normalbevölkerung ein hohes Risiko, an COVID-19 zu erkranken und zu versterben. In einer aktuell vorgelegten gepoolten Analyse wurden insgesamt 18.650 Krebspatienten eingeschlossen, die an COVID-19 erkrankt waren. In dieser Patientengruppe traten leider 4243 Todesfälle auf, so dass sich in der Analyse insgesamt ein mit ca. 25% stark erhöhtes Mortalitätsrisiko für Krebspatienten zeigte [2].
Die im Fachblatt »Cancer« veröffentlichte Analyse von Saini und Kollegen zeigt darüber hinaus, dass neben dem direkten Infektionsrisiko sich die Versorgung von Krebspatienten auch aufgrund anderer Effekte während der Pandemie verschlechtert hat. So wurden Therapien und Termine für Verlaufskontrollen verschoben; auch Krebsvorsorge-Untersuchungen fanden häufig nicht statt [2].
Eine britische Studie konnte ebenfalls belegen, dass Krebspatienten mit einem schwereren COVID-19 Verlauf rechnen müssen und ein höheres Sterberisiko aufweisen. Insbesondere Patienten mit hämatologischen Erkrankungen scheinen betroffen zu sein: im Vergleich zu anderen Krebspatienten haben Patienten etwa mit akuter Leukämie ein nochmals doppelt so hohes COVID-19-Risiko. Die Forscher fanden zwar auch für andere Tumorentitäten, etwa für das Prostata-Karzinom, eine im Vergleich zu anderen Krebspatienten erhöhte COVID19-Sterblichkeit, dies war jedoch – so vermuten sie – eher auf die höhere Altersstruktur der Patienten zurück zu führen [1].
Fazit
Gerade für onkologische Patienten ist die Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregeln ein lebensnotwendiges Erfordernis. Da eine Entspannung der COVID-19 Situation noch nicht absehbar ist, eher mit einer erneuten Zunahme der Infektionszahlen gerechnet werden muss, sollte dennoch die Fortführung eines geregelten Betriebes gewährleistet werden, so dass wichtige (Vor- und Nachsorge) Untersuchungen und onkologische Behandlungen zeitgerecht durchgeführt werden können und es zu keiner unnötigen Verzögerung bei Diagnostik und Therapie kommt.
Literatur und Quellen
- 1.Lee LYW, Cazier J‑B, Starkey T et al (2020) COVID-19 prevalence and mortality in patients with cancer and the effect of primary tumour subtype and patient demographics: a prospective cohort study. The Lancet Oncology. https://doi.org/10.1016/s1470-2045(20)30442–3
- 2.Saini KS, Tagliamento M, Lambertini M et al (2020) Mortality in patients with cancer and COVID-19: A systematic review and pooled analysis of 52 studies. European Journal of Cancer. https://doi.org/10.1016/j.ejca.2020.08.011