Bau einer Gartensternwarte

Lizenzfreies Bild.

Schon kurz nach Beginn mei­ner astro­no­mi­schen Beob­ach­tun­gen wuchs in mir der Wunsch nach einer dau­er­haf­ten Auf­stel­lungs­mög­lich­keit für mein Tele­skop. Vor­teil dabei ist, dass man nicht jedes Mal die auf­wän­di­ge Jus­tie­rung machen muss. Damit spart man sich pro Nacht min­des­tens 1 – 1.5 Std Arbeit. Aus die­sem Grund habe ich mich im Herbst 2011 ent­schlos­sen, eine fes­te Säu­le für mei­ne Tele­s­kop­mon­tie­rung zu bauen.

Vorbereitung

Als Vor­bild für mei­ne Säu­le habe ich mir vor allem Wolfgang’s Gar­ten­stern­war­te und ande­re in astro­no­mi­schen Foren gezeig­te Bau­pro­jek­te genom­men. Den bes­ten Ort für die Säu­le hat­te ich schon zuvor im Gar­ten mei­nes Eltern­hau­ses aus­ge­späht, hier war weit und breit der dun­kels­te Platz mit nur wenig Blen­dung durch die umge­ben­den Stra­ßen­la­ter­nen. Auch das Sicht­feld war aus­rei­chend – dazu muss man sagen, dass eine unge­hin­der­te Ster­nen­be­ob­ach­tung durch die Lage im Tal erst ab ca. 45° Hori­zont­hö­he mög­lich ist. Den bes­ten Blick hat man nach Süd/Süd-Ost und Nord­ost. Im Wes­ten ist der Him­mel durch die nahe Rhein-Neckar-Industrieregion auf­ge­hellt – daher stört es auch nicht, dass unser Haus­berg den Blick nach Wes­ten und Nord-West ver­sperrt. Nach kur­zer Pla­nung (frei Schnau­ze) habe ich also zur „Freu­de“ mei­ner Eltern beschlos­sen, dass zukünf­tig eine 200mm Säu­le aus Beton ihren Gar­ten ver­schö­nern soll; ein aus­rei­chend dimen­sio­nier­tes Fun­da­ment war außer­dem nötig, um Boden­vi­bra­tio­nen zu dämp­fen. Im Bau­markt habe ich mir fol­gen­de Mate­ria­li­en besorgt:

  • HU-Abwasserrohr, 200m Durch­mes­ser, 3m Länge
  • 4 Stä­be Bau­stahl, 2m Länge
  • 6 Säcke Betonestrich
  • 4 Eimer Kies
  • Uni­ver­sal­grun­die­rung und Farb­lack, Pin­sel, Farbrolle
  • diver­se M8-Edelstahlschrauben, Mut­tern etc.
  • für den Tisch: Holz­plat­te 20mm, Buche Leim­holz, 40x40cm
  • Elek­tro­in­stal­la­ti­on: 10m Leer­rohr, 10m Erd­ka­bel, Aufputz-Steckdose für Außenbereich

Bauphase

Im Herbst 2011 konn­te ich mit der prak­ti­schen Arbeit begin­nen. Zunächst wur­de der Rasen sorg­fäl­tig aus­ge­sto­chen und bei­sei­te gelegt. Für das Fun­da­ment habe ich dann ein ca. 1 x 1m brei­tes und ca. 0,8m tie­fes Loch aus­ge­ho­ben. Wich­tig ist eine aus­rei­chen­de Tie­fe, damit das Fun­da­ment wirk­lich frost­si­cher liegt – in unse­ren Brei­ten soll­ten 60cm aus­rei­chen. In der Mit­te muss­te ich das Loch noch um ca. 1 Spa­ten­tie­fe wei­ter aus­gra­ben, um eine end­gül­ti­ge Säu­len­hö­he über dem Boden von ca. 160cm zu errei­chen (ich hät­te ja auch ein­fach das HU-Rohr pas­send zusä­gen kön­nen, war dazu aber zu faul;). Für die elek­tri­sche Ver­sor­gung wur­de quer durch den Gar­ten ein Gra­ben gezo­gen und hier­in spä­ter ein Leer­rohr bis in die Säu­le ver­legt. Danach ging es an’s Beto­nie­ren: nach einer Lage mage­ren Beto­nest­richs wur­de die HU-Säule  in das Fun­da­ment gestellt und mit­hil­fe einer Was­ser­wa­ge grob aus­ge­rich­tet. Danach wur­de rings­um das Beton­fun­da­ment gegos­sen, wobei gleich­zei­tig innen die Säu­le ver­füllt wur­de. Der Beton wur­de innen und außen kräf­tig mit dem Stamp­fer ver­dich­tet. Zur Armie­rung der Beton­säu­le hat­te ich aus drei Eisen­stä­ben eine 2m lan­ge Form zusam­men­ge­schweißt, die­se wur­de ins HU-Rohr gesteckt und mit ein­be­to­niert (auf Bild 3 zu sehen:).

Tag 2

Säule mit Steckdose und Schrauben

Am zwei­ten Arbeits­tag wur­de in das Leer­rohr ein Kabel ein­ge­zo­gen und seit­lich aus der Säu­le her­aus­ge­führt. Der Spalt zwi­schen Kabel und Säu­le wur­de vor­sichts­hal­ber mit Heiß­kle­ber gut ver­schlos­sen. Im Nach­hin­ein hät­te ich ein dicke­res Leer­rohr wäh­len sol­len, das wäre zukunfts­si­cher gewe­sen! Am obe­ren Ende der Säu­le wur­den meh­re­re Löcher gebohrt und mit Edel­stahl­schrau­ben ver­se­hen, die ich mit­tels Mut­tern und Unter­leg­schei­ben befes­ti­gen konn­te. An den Schrau­ben soll­te spä­ter eine AP-Steckdose (sie­he Bild rechts) und der Tisch befes­tigt wer­den. Nach­dem alle Schrau­ben und Kabel an ihrem Platz waren, wur­de die Säu­le wei­ter aus­be­to­niert, wobei ich oben ca. 30cm Platz las­sen muss­te, da  der pas­sen­de Säu­len­ad­ap­ter für mei­ne Mon­tie­rung noch nicht gelie­fert wor­den war. Nach Abtrock­nung des Beton­fun­da­ments konn­te die Erde wie­der auf­ge­füllt wer­den und der zuvor aus­ge­sto­che­ne Rasen form­schön um die Säu­le dra­piert und fest­ge­tre­ten wer­den. Die Säu­le selbst wur­de mit einem pas­sen­den Rohr­stut­zen ver­schlos­sen und muss­te zunächst ein­mal so überwintern…

Bauphase II

CAD Modell des Betonsäulenadapters

Wäh­rend der kal­ten Mona­te muss­te ich eine Zwangs­pau­se ein­le­gen; in die­ser Zeit hat die Fir­ma JD-Astronomie einen klas­se Job abge­schlos­sen und mir einen Beton­säu­len­ad­ap­ter für mei­ne Celestron AS-GT Mon­tie­rung aus einem Alu­mi­ni­um­block auf mei­ne Wunsch­ma­ße geplant und ange­fer­tigt. Zur Befes­ti­gung dien­ten vier M16 Schrau­benstan­gen aus rost­frei­em Edel­stahl. Sofort mit den ers­ten war­men Son­nen­strah­len des neu­en Jah­res wur­de der Adap­ter in mei­ne Säu­le ein­be­to­niert. Um einen glat­ten Abschluß zu bekom­men wur­de die letz­te Beton­schicht mit einer Aus­gleichs­mas­se ver­gos­sen. Nach zwei­wö­chi­gem Aus­här­ten des Betons konn­te ich dann end­lich mei­ne Mon­tie­rung mit Tele­skop auf die Adap­ter­plat­te schrau­ben die Säu­le fei­er­lich ein­wei­hen. Die foto­gra­fi­schen Ergeb­nis­se kann man in mei­ner Astro­ga­le­rie bewun­dern. In der nächs­ten Schön­wet­ter­pha­se folg­te dann noch die farb­li­che Ver­schö­ne­rung. Dazu wur­de der Kunst­stoff zunächst mit fei­nem Schmir­gel­pa­pier vor­ge­ar­bei­tet und mit Uni­ver­sal­grun­die­rung gestri­chen. Anschlie­ßend folg­ten zwei Anstri­che mit geeig­ne­tem Farb­lack in Anthra­zit. Den Tisch habe ich aus Buchenleim­holz gefer­tigt und eben­falls mit anthra­zit­far­be­nem Lack über­zo­gen. Mit mei­ner gleich­zei­tig fort­schrei­ten­den astro­no­mi­schen Erfah­rung träum­te ich aber schon von einer grö­ße­ren Mon­tie­rung und Tele­skop, so dass ich schon im April 2012 wie­der die Fir­ma JD-Astronomie bemü­hen muss­te, mir eine neue Adap­ter­plat­te zu dre­hen – auf die Säu­le setz­te ich als­bald eine Celestron CGEM-Montierung, aktu­ell betrei­be ich dar­auf haupt­säch­lich einen Tri­plet ED APO 115/800mm von TS Optics.

3 Kommentare

  1. Hal­lo Martin,
    ich las­se das Tele­skop meist mon­tiert, wick­le es in eine Decke und stül­pe eine Gar­ten­ton­ne dar­über. Das funk­tio­niert sehr gut.

  2. Hal­lo,
    schö­ne Aus­füh­rung, wie wird denn die Mon­tie­rung vor Wet­ter­ein­flüs­sen (Regen, Schnee, …) geschützt, wenn gera­de kein Tele­skop mon­tiert ist?

    VG Mar­tin

  3. Das ist ja klas­se dass man im Gar­ten die Ster­ne in der Nacht beob­ach­ten kann. Die­se Idee ist toll. Das muss ich in mei­nem Gar­ten haben.

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