Männer hatten es bisher einfach: was das Kinderkriegen angeht, da gab es nur für Frauen ein „Verfallsdatum“, während Männer noch bis ins hohe Alter zeugungsfähig bleiben. Doch neuere Studien zeigen, dass es einen deutlichen Zusammenhang zwischen dem höheren Alter des Vaters und unterschiedlichster Krankheiten beim Nachwuchs gibt. Die weibliche biologische Grenze zum Kinderkriegen war ja seit jeher mit der Menopause klar geregelt. Doch dank fragwürdiger Errungenschaften moderner Hormontherapien kann die Fruchtbarkeit seit einigen Jahren bis ins hohe Alter erhalten werden1. Aber mit dem höheren Alter der Mütter steigt das Risiko enorm, Kinder mit gesundheitlichen Störungen auf die Welt zu bringen – am bekanntesten ist wohl der Zusammenhang mit dem Down Syndrom2. Vielleicht haben aber auch Männer in Zukunft guten Grund zur Torschlusspanik; denn etwa ab dem 40 Lebensjahr nimmt die Qualität des väterlichen Erbguts ebenfalls deutlich ab. So kommt es – unabhängig vom Alter der Mutter – häufiger zu Fehlgeburten, meist ein Hinweis auf schwere genetische Defekte3. Auch im weiteren Verlauf der Schwangerschaft hat das Alter des Vaters einen direkten Einfluss auf die Komplikationsrate: Frauen, die von älteren Männern schwanger sind, leiden häufiger an Präeklampsie4 und entbinden häufiger durch Kaiserschnitt5. Nach einer gerade erschienenen Studie ist das Risiko älterer Väter, ein Kind mit späterer Schizophrenie zu zeugen, vergleichbar mit dem Risiko einer älteren Mutter, ein Kind mit Down-Syndrom zu bekommen6. Des weiteren kommt es bei Kindern älterer Väter vermehrt zu Erkrankungen wie Diabetes, Hämophilie, Autismus oder Krebs7. Auch die Intelligenz des Nachwuchses ist bei älteren Vätern im Vergleich geringer8.
Als Schlussfolgerung kann man wohl nur festhalten: „gehet hin und mehret Euch“ … am Besten schon in jungen Jahren!
Quellen und Anmerkungen:
- sueddeutsche.de: Kanada – 60-Jährige bringt Zwillinge zur Welt, 06.02.2009↑
- Ghosh, S., Feingold, E., Chakraborty, S., & Dey, S. (2010). Telomere length is associated with types of chromosome 21 nondisjunction: a new insight into the maternal age effect on Down syndrome birth Human Genetics, 127 (4), 403–409 DOI: 10.1007/s00439-009‑0785‑8↑
- Fisch H (2009). Older men are having children, but the reality of a male biological clock makes this trend worrisome. Geriatrics, 64 (1), 14–7 PMID: 19256577↑
- Harlap S: Paternal age and preeclampsia. Epidemiology 2002; 13 (6): 660–7↑
- Tang CH, Wu MP, Liu JT, Lin HC, & Hsu CC (2006). Delayed parenthood and the risk of cesarean delivery–is paternal age an independent risk factor? Birth (Berkeley, Calif.), 33 (1), 18–26 PMID: 16499528↑
- Petersen L et al.: Paternal Age at Birth of First Child and Risk of Schizophrenia. Am J Psychiatry 2011; 168:82–88↑
- Bray I, Gunnell D, & Davey Smith G (2006). Advanced paternal age: how old is too old? Journal of epidemiology and community health, 60 (10), 851–3 PMID: 16973530↑
- Malaspina D, Reichenberg A, Weiser M, Fennig S, Davidson M, Harlap S, Wolitzky R, Rabinowitz J, Susser E, & Knobler HY (2005). Paternal age and intelligence: implications for age-related genomic changes in male germ cells. Psychiatric genetics, 15 (2), 117–25 PMID: 15900226↑
Hihi, ich hab’s mal auf „von älteren Männern schwanger“ geändert. Das klingt aber auch irgendwie komisch…
Epigenetische Faktoren spielen mit Sicherheit auch eine Rolle. Insbesondere im Zusammenhang mit Schizophrenie und Intelligenzminderung gibt es darauf Hinweise – siehe z.B. Perrin MC et al., Schizophr Bull 33 (2007).
„Frauen, die MIT älteren Männern schwanger sind“ hab ich das richtig gelesen?
Allerdings stelle ich mir auch eine ernsthaftere Frage. Ist dieses erhöhte Krankheitsrisiko tatsächlich nur auf genetische Defekte zurück zu führen, oder gibt es womöglich noch eine epigenetische Komponente?
Geringere Fitness im Alter könnte immerhin auch die epigenetische Prägung der Spermien beeinflussen.